Einmal im Monat besprechen Starinvestor Florian Heinemann und ich die aktuellen Themen der digitalen (E-Commerce) Welt. Wir reden über die AO.com Strategie und das boomende E-Commerce Geschäft in Q1. So richtig traut Florian dem Braten noch nicht, aber im Vorfeld der OMR sieht alles ein wenig rosiger aus als sonst. Sorry für die bescheidene Audioqualität – Riverside hat uns mal wieder im Stich gelassen. Nächstes Mal nehmen wir wieder mit Zoom auf.
Im ihm zur Ehre getauften „Monthly Heinemann“ ordnet Florian Heinemann von Project-A-Ventures in (ebenfalls dem Namen entsprechend) lose monatlichen Abständen das generelle Marktgeschehen und die Aussichten für einzelne E-Commerce- und Tech-Werte ein. Dabei spricht Florian mit Alex immer aus seiner fachmännischen Sicht als Investor (Achtung: keine Anlageberatung!). In dieser Folge bestimmt wie im letzten Podcast die Vorfreude auf die OMR das Agenda. Ebenfalls Thema: ENERGIEZONE, Börsenkommunikation, Start-up-Trends sowie D2C (und ein Update zu Wish.com).
01:00 Florian wird – selbstverständlich! – bei der Kassenzone-Party zur OMR dabei sein (für die es übrigens nur noch Wartelisteplätze gibt). Womit rechnet er dieses Jahr auf der riesigen Branchenkonferenz? Alex gibt einen kleinen Vorgeschmack der Tours, die er anbieten wird. Spannende Info: Pro Rundgang gibt es bei ihm zwei Husqvarna-Rasenmäher zu gewinnen…
04:40 Alex‘ ENERGIEZONE-Reihe, die sich weiterhin regen Interesses freut, neigt dem Ende zu. Was ihm nach rund 20 Folgen nicht in den Kopf will: Warum – warum nur?! – werden immer noch Rufe nach einer Rückkehr zur Atomkraft oder anderen Scheinlösungen aus der Vergangenheit laut, wo es doch glasklar günstiger und schneller ist, auf erneuerbare Energieerzeugung zu setzen?
Florian macht einen Lichtblick aus: Gerade in der neuesten Folge aus Alex schleswig-holsteinischen Heimat zeigt sich, dass lokale und regionale Konzepte zur grünen Energieversorgung an Momentum gewinnen. Tatsachen im Norden statt Schwadronieren im Süden! Was Florian allerdings gut nachvollziehen kann: die Verheißung von künftigen Atomkraft-Technologie wie Kernfusion!
Alex‘ eigene Lehre aus der Reihe: Gas aus Katar oder Ammoniak aus Chile braucht man nicht; die Technologien und Ressourcen liegen bereits in Deutschland vor. „Man muss einfach machen!“
11:10 Apropos Rückständigkeit und Rufen nach Scheinlösungen: Jan Böhmermann hat letztens das Getöse um das Sterben der Innenstädte herrlich aufs Korn genommen – und dabei im Grunde zehn Jahre Kassenzone zusammengefasst! So untersuchte Alex bereits 2017 mal die Kommentare von Welt.de-Lesern unter einem Artikel zum Daueraufreger (“Die Innenstadt stirb (mal wieder)“) und kam zu einem ähnlichen Erkenntnis wie jetzt Böhmermann: Schuld an der Misere ist nicht vorrangig der Online-Handel, sondern die Qualität der Innenstädte selbst (und die ihrer Klientel).
13:30 Nicht nur deutschen Innenstädte verlieren Händler: AO.com zog sich letztes Jahr komplett aus Deutschland zurück. Damit verzichtete der Weißwaren-Onliner auf 20% seines Umsatzes – und hat seitdem zum Entzücken der Anleger viermal seine Renditeprognose nach oben schrauben müssen. Da ist also eine Wette mal aufgegangen!
Florian sieht eine generelle Wende im Markt: Wachstum sei Profitabilität als wichtigster Bewertungsfaktor gewichen. Und vor allem börsengelistete Unternehmen wie AO.com müssen besorgt sein, ihren Kurs hochzuhalten. Schließlich sind sie am Kapitalmarkt, um Kapital aufzunehmen. Im Umkehrschluss: Wer gerade auf teures Wachstum setzt, der kommt immer öfter von der Börse runter (siehe z. B. Axel Springer, Zooplus).
16:55 Bei allem Erfolg für AO: Alex sieht hier die Falle des kurzfristigen Denkens am Werke. Ja, AO habe seine Renditefähigkeit für die kommenden drei Jahre erhöht, aber seine Wachstumsaussichten für die nächsten dreißig dabei arg begrenzt. Dabei hielt er die Börse lang für einen rationalen Akteur!
Florian zieht den Vergleich zu Amazon. Der Riese aus Seattle hat an der Börse die langfristige renditearme Wachstumsstrategie stets gut vermitteln können. AO sei aber kein Amazon. „Man wird halt an der Börse in Schubladen gesteckt. Und kommunikativ gegen diese Schubladen anzukämpfen, ist wahnsinnig schwer!“ Zumal für kleinere und mittlere Firmen. Wem die Option des taking private nicht offensteht – oder nur zu schlechten Konditionen – müsse sich eben den Erwartungen der Börsenanalysten anpassen. Und, ja, diese könnten arg kurzfristig sein.
21:00 Thema Langfristigkeit: Wie sieht Florian als Investor die Chancen von den neuen Energie-Start-ups? Schon nach der herkömmlichen Logik von Project A wären „auf den Energiebereich fokussierte E-Commerce-Modelle“ ohne große Fertigungstiefe wie 1KOMMA5 oder Enpal geeignete Investitionsobjekte. Weniger passend für Frühphasen-Fonds wie die von Project A seien Konzepte, die auf lange Forschungs-und-Entwicklungs-Zyklen und industrieller Hardware-Herstellung bauen. Florian rechnet nämlich bei seinen Fonds in Zeiträumen von 18 bis 24 Monaten. Für Investitionen in ehrgeizigere Konzepte brauchte es also Vehikel von längerfristig orientierten Wagniskapitalgebern mit fachspezifischer Expertise.
25:30 „Es gibt kaum noch Kryptoexperten. Alle sind jetzt Energieexperten!“ scherzt Alex. Macht sich das in den Pitches bei Project A bemerkbar? Florian beobachtet schon eine wachsende Zahl an Gründungen, die mit Umwelt oder im weiteren Sinne ESG zu tun haben. Und klar, Krypto habe ein Stück weit abgenommen – obwohl er die Szene noch nicht komplett abschreiben würde.
27:35 Was die beiden allerdings schon – länger, wiederholt, vor vielen anderen – abgeschrieben haben: Wish.com. Im verzweifelten Versuch, dem Status „penny stock“ abzustreifen, legt der darbende Billigheimer nun Aktien im Faktor 30 zu 1 zusammen. Florian erläutert die Ratio hinter dieser kosmetischen Maßnahme, die aber den Niedergang nie und nimmer aufhalten wird. Alex rechnet vor: Verlust seit Börsengang 89,9%!
31:50 Deutlich besser geht es etwa Shop-Apotheke, das gerade ein Rekordquartal verzeichnet hat. Auch andere Online-Apotheken wie Doc Morris wachsen stark. Wie schlagen sich E-Commerce-Nischen – und wie geht es dem Online-Handel insgesamt? Die Wachstumsraten sehen zwar nach der Abkühlung 2022 generell gut aus, erklärt Florian. Das sei aber maßgeblich deswegen so, weil die Zahlen aus Q1 und Q2 2022, die gerade zum Vorjahresvergleich gelegt werden, so schwach ausfielen: Energiekrise, Ukraine-Krieg, Inflation…
Und wegen dieser anhaltenden Faktoren dürften es Florians Einschätzung zufolge Händler in nicht überlebensnotwendigen Segmenten wie Mode oder Möbel noch länger mit ausgesprochener Kaufzurückhaltung zu tun haben. Bis die zahlreichen Krisen ausgestanden seien, werde sich das Blatt nicht wenden. Daher lässt Florian die derzeitige Hausse an der Börse kalt.
37:00 Frage aus der Community: Adidas kehrt sich überraschend gegen D2C first, auch Nike lässt eine wiederentdeckte Liebe zu seinen Händlern durchblicken. Zeichnet sich hier bei direct-to-consumer eine Trendwende ab? Florian sieht es so: Adidas und Nike haben es dank Markenstrahlkraft und Kauffrequenz mit D2C sogar am leichtesten; für kleinere Brands und Start-ups waren D2C-Strategien oft nicht geeignet, wie sich demnächst bei angezogenen Kapitalzügeln immer mehr zeigen wird. Denn die höhere Marge im Direktgeschäft lässt sich mit höheren Infrastrukturkosten bezahlen. D2C als Strategie für junge Firmen? Eher etwas in Nischensegmenten auf Instagram. Florians Tipp in dem Fall: günstige Lösungen wie Shopify & Co.!
Dieser Podcast wird unterstützt von Husqvarna Forst & Garten.
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